Axum und Äthiopien: von der Königin von Saba zu den Rastafaris

Axum - Endubis (270-300)

1/2 Aureus
Av: ENΔYBIC - BACIΛEYC
Büste des Königs mit Kappenkrone zwischen zwei Ähren, darüber Mondsichel und Sonnenscheibe
Rv: AξωMITω - BICIΔAXY
Büste des Königs mit Kappenkrone zwischen zwei Ähren, darüber Mondsichel und Sonnenscheibe
AV, 2,69g.
BMC: 1; Fr: 1

Axum und Äthiopien: Von der Königin von Saba zu den Rastafaris

Da die allgemeine Quellenlage zu Axum und seinen Herrschern eher spärlich ausfällt, haben die Münzen dieses spätantiken, äthiopischen Reiches heute einen ganz besonderen historischen Wert für uns.

Sabäische Einwanderer aus Südarabien gründeten afrikanische Kolonien im 1. Jahrtausend v. Chr., welche unter Anderem zur Grundlage für die Entstehung des axumitischen Reiches im 1. Jh. n. Chr. wurden. Dieser ursprüngliche Bezug zum mythischen Königreich von Saba wurde besonders von den dem axumitischen Königreich nachfolgenden Dynastien zur Legitimation herangezogen – sollen doch sogar die äthiopischen Kaiser bis Haile Selassie (1930-1974) direkt von König Salomon und der Königin von Saba abstammen.

Der Aufstieg des axumitischen Reiches im 3. Jh. n. Chr. fällt mit dem Beginn des Zerfalls des Römischen Reiches zusammen. Die handelspolitische Stärke der Axumiten bezeugt ihre frühestens in den 290er Jahren einsetzende Münzprägung im trimetallischen System (Gold-, Silber- und Kupfermünzen), mit der sogar eine „imitatio imperii Romani“ betrieben wurde. Die Goldmünzen passen sich gezielt dem römischen Münzsystem an und entsprechen mit ihrem Gewicht anfänglich genau einem halben Aureus, später einem halben Solidus, bis dann eine Verringerung von Gewicht und Feingehalt einsetzt.
Zu Beginn sind die Münzlegenden in griechischer Sprache verfasst, nacher wechseln sie zum heimischen Geez. Auf unserem Stück ist zu lesen: „Endubis, König der Axumiten, Mann von Dakhu“.
Die Mondsichel über der Herrscherbüste ist als Symbol der höchsten axumitischen Gottheit, dem Mond- und Kriegsgott Mahrem, anzusehen, der auch als Vater der zunächst paganen königlichen Dynastie verstanden wird. Für die Erdgöttin Meder stehen die Getreideähren. Auffallend ist auch die Kappenkrone bzw. das Kopftuch des Königs, welches dazu dient, das herrschaftliche Haar zu bedecken und sinnbildlich zu behüten. Als fixer Bestandteil der Königstracht wurde diese Kopfbedeckung auch unter der Tiara oder Strahlenkrone getragen.

Unter König Ezanas findet um 360 der Religionswechsel zum Christentum statt, welcher auch schon bald seine Spuren auf den Münzbildern und -legenden hinterlässt.
Berühmt ist vor allem die aufwändige Teilvergoldung der axumitischen Silber- und Kupfermünzen durch Feuervergoldung.

Die starke Verbindung zwischen Axum/Äthiopien und Jerusalem zieht sich wie ein roter Faden durch den Lauf der Geschichte: Der Sohn von König Salomon und der Königin von Saba, Menelik I. – Stammvater der äthiopischen, salomonischen Dynastie, soll der Legende nach die Bundeslade aus Jerusalem in die Stadt Aksum in Äthiopien gebracht haben, wo sie bis heute in der Kirche St. Maria von Zion aufbewahrt werden soll. Um 400 n. Chr. zeugen dann äthiopische Pilger und Mönche aus dem axumitischen Reich von einem regen Austausch mit Jerusalem.

Kleine Notiz am Rande:
Die Glaubensrichtung der Rastafaris geht in gewisser Weise auf den bereits erwähnten Haile Selassie zurück. Der Prinzennamen des Kaisers und 225. Nachfolger der Königin von Saba und des Königs Salomo lautete Lija Ras Täfäri Mäkonnen und wird von den Rastafari als wiedergekehrter Messias angesehen.

Literatur:
https://www.livingston.org/cms/lib4/NJ01000562/Centricity/Domain/602/aksum.pdf
https://numismatik.univie.ac.at/fileadmin/user_upload/i_numismatik/publikationen/ming/50a_Hahn_Aksum.pdf
https://www.oenb.at/dam/jcr:a337e649-a94a-49be-81cc-fae8512c0e8a/aethiopische_muenzen.pdf

 

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