Spritztour zum kaiserlichen Impfzentrum

Spritztour zum kaiserlichen Impfzentrum bzw. Inokulationshaus am Rennweg

Epidemien begleiten die Menschheit bereits seit dem Anbeginn der Zeit und zu ihren Opfern zählen neben einfachen Bürgern auch gekrönte Häupter.

Die Pocken zählten einst ebenso wie die Pest zu den meist gefürchteten Seuchen überhaupt, welche auch vor der kaiserlichen Familie um Maria Theresia nicht halt machten. Während die Monarchin der Erkrankung mit dem furchtbaren Hautausschlag trotzen konnte und wieder gesund wurde, verlor sie drei Kinder und zwei Schwiegertöchter an die Pocken. Eine ihrer Töchter wurde derart verunstaltet, dass sie für die Pläne der ausgeklügelten Heiratspolitik der Habsburger nicht mehr in Frage kam.

Aus Dankbarkeit, dass die Herrscherin dem Tod von der Schippe springen konnte wurden mehrere Medaillen und Jetons geschaffen. Das hier speziell vorgestellte Stück dürfte wohl zu den Auswurfmünzen gehören, welche im Zuge der Fahrt der kaiserlichen Familie zur Domkirche St. Stephan am 22. Juli 1767 ins Volk geworfen wurden.

Nach ihren eigenen leidvollen Erfahrungen mit den Pocken suchte Maria Theresia nach Mitteln und Wegen um der Seuche Herr zu werden. Ihr erschien damals eine Art Impfung mit Variolaviren – die sogenannte Variolation bzw. Inokulation – am geeignetsten. Dabei wird etwas Pockensekret aus einer Pustel eines anscheinend nur leicht Erkrankten entnommen und dem gesunden Impfling in die Haut eingeritzt. Diese Methode war jedoch nicht wirklich sicher, denn immer wieder kam es statt der erhofften Immunisierung dadurch zu folgenschweren Ausbrüchen der Pockenerkrankung und weiteren Epidemien. Nichtsdestotrotz ließ die österreichische Erzherzogin diese Inokulation zunächst an Waisenkindern testen um daraufhin ihre eigenen Kinder impfen zu können. Am Rennweg in Wien eröffnete sie in der Folge das sogenannte Inokulationshaus in jenem sich die Bürger kostenlos impfen lassen konnten. Die heutigen Impfzentren wären also sicherlich ganz nach ihrem Geschmack.

Später erkannte man, dass eine erfolgte Erkrankung an den – für Menschen harmlosen – Kuhpocken ebenso nachhaltig vor einer zukünftigen Ansteckung mit den echten Pocken schützt. Aus dieser Erkenntnis entwickelte sich ein neues und ungefährlicheres Verfahren der Immunisierung: statt des Pockensekrets wurden von Kühen stammende Vaccinia-Viren „verimpft“. Die heute noch gebräuchlichen Bezeichnungen Vakzination für Impfung und Vakzin für Impfstoff rühren hier her. Mittels dieser Methode erfolgten in Österreich bereits 1800 erste Massenimpfungen.

Wie der Kampf gegen die hochansteckenden Pocken letztendlich ausging, wissen wir aus den Geschichtsbüchern: 1980 wurde die Krankheit endgültig als besiegt erklärt.

So bestärkt dieser Jeton die Hoffnung, dass wir Corona schließlich auch einmal bezwingen können und keine weiteren Ansteckungswellen fürchten müssen.

 

 Mehr zu dem Thema / weiterführende Literatur:

Schau= und Denkmuenzen, welche unter der glorwürdigen Regierung der Kaiserinn Königinn Maria Theresia gepräget worden sind. Wien 1782

 https://magazin.wienmuseum.at/historische-persoenlichkeiten-im-krankenbett

https://orf.at/stories/3200906/

https://science.orf.at/stories/3202247/

https://www.spiegel.de/geschichte/maria-theresia-die-kaiserin-und-die-pocken-eine-impf-pionierin-a-e8682c9e-fe8a-4fc5-8fa5-0726f6a29ace

https://www.die-tagespost.de/gesellschaft/feuilleton/pockennarben-und-daemonischen-kuehen-beschaeftigen-das-volk;art310,215278

https://www.habsburger.net/de/kapitel/der-kampf-gegen-die-pocken

https://www.strahlbach.at/534.html

https://link.springer.com/article/10.1007/s00508-010-1379-0

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