Tschechoslowakei
Silbermedaille 1928, von Otakar Španiel, auf das 10-jährige Jubiläum der Republik.
Av.: 1918-1928, Wappen, darüber der heilige Wenzel vor einem Heer. Signatur: O. SPANIEL, Punzierungen: K (Mzst. Kremnitz) und Feingehaltsangabe 987.
Rv.: ISEM – RAZEN – Z CESKEHO – KOVU, der heilige Prokop mit dem vor einem Pflug gespannten Teufel, dahinter ein Bergmann.
Jaeger/Pick S. 17. Müseler 69/4.
Weil jeder echte Wiener eine böhmische Großmutter hat…
….werfen wir heute einen Blick auf die Geschichte unserer Nachbarn.
Unser neues Objekt der Woche dokumentiert anschaulich den Stolz und die Freude auf die errungene Selbstbestimmtheit und die Gründung der Tschechoslowakischen Republik. Nach dem Ende des ersten Weltkrieges und dem Untergang der österreichisch-ungarischen Monarchie markierte die Unabhängigkeitserklärung von 1918 den Beginn des neuen Staates. Geographisch erstreckte sich die Tschechoslowakei auf dem Gebiet der heutigen Staaten Tschechien und Slowakei, sowie einem Teil der Ukraine.
Die Umschrift ISEM RAZEN Z CESKEHO KOVU liefert die Erklärung, dass diese Jubiläumsmedaillen aus eigenem, tschechischem Metall geprägt wurden. Dargestellt sind die beiden böhmischen Landespatrone. Über dem Wappenschild erscheint der heilige Wenzel mit seinen legendären schlafenden Rittern vom Berg Blaník, welche als Nationalsymbol und als Schutzherren der jungen Republik fungieren. Der heilige Prokop war der erste Böhme der in Rom heiliggesprochen wurde. Der Legende nach soll der Gründer des Benediktinerklosters in Sázava die sogenannte Teufels-Furche geschaffen haben, indem er den Teufel in einen Pflug einspannte und vor sich hertrieb. Besonders im slawischen Raum wird der heilige Prokop auch als Patron des Münzwesens und der Bergarbeiter verehrt – so sehen wir hinter ihm einen Bergmann, wie dieser gerade mit seiner Grubenlampe aus einem Schacht steigt. Bekannte Bergbaugebiete befanden sich im Erzgebirge und bei Kutná Hora. Da die Tschechoslowakei über reiche Rohstoffvorkommen verfügte, zählte das junge Staatsgebilde in der Zwischenkriegszeit zu den stärksten Industriestaaten Europas.
Übrigens: Der Autor dieser Zeilen hat selbst keine böhmische Babička, sondern eine mährische Urgroßmutter, deren Familienname trotzdem wunderbar zur berühmten „Telefonbuchpolka“ passen würde!